Die diesjährige Studienreise, die wieder gemeinsam mit dem „Dokumentationszentrum für altösterreichische Pferderassen“ veranstaltet wurde, führte diesmal zu Pferdezentren im Osten Ungarns und dauerte von Montag, den 14. Mai bis Mittwoch, den 16. Mai 2007.
Diesmal gab es noch mehr interessierte Teilnehmer, so dass zwei Autobusse bestellt werden mussten.
Herr HR Dr. Kugler, der uns die Geschichte Ungarns nähe brachte, und Herr Brabenetz, der uns die hippologischen Zusammenhänger erläuterte, mussten deshalb ihre Ausführungen jeweils zweimal halten und wurden von einem zum anderen Autobus ausgetauscht.
Beiden Herren sei auch an dieser Stelle herzlich für ihre lichtvollen, z.T. launigen und mitunter auch kritischen Referate und für diese „Doppelbelastung“ gedankt.
In Tapioszele, ca 40 km südöstlich von Budapest, wurde der erste Halt eingelegt, um das Blaskovich-Museum zu besuchen. Das ist ein klassizistisches, für den ungarischen Kleinadel typisches Herrenhaus und zeigt das in Empire- und Biedermeier gehaltene Interieur, Jagdtrophäen, eine 200 Stücke umfassende Pfeifensammlung, Waffen, Gemälde u.v.m. Es gibt einen anschaulichen Einblick über das Leben dieser Familie im 19. und 20. Jhdt. Die Familie Blaskovich hatte in der Nähe auch ein Gestüt, in dem 1874 die legendäre Stute Kincsem zur Welt kam, die in über 50 Rennen unbesiegt geblieben ist.
Anschließend fuhren wir zu diesem Gestüt in Tápioszentmárton, wo uns die in der Zucht eingesetzten Lipizzanerhengste vorgeführt wurden. Das Zuchtziel ist hier - abweichend von Piber- der Fahrsport, weshalb sie ein deutlich anderes Gebäude aufweisen. Nach dem Besuch des Museums, das großteils der Stute Kincsem gewidmet ist und im Übrigen volkskundliche Exponate zeigt, nahmen wir im Gestütsrestaurant das Mittagessen ein. Es zeichnete sich durch die in Ungarn übliche Üppigkeit aus.
Die Fahrt führte immer weiter nach Osten in die Weiten der Puszta bis Hortobágy, wo im Clubhotel Quartier genommen wurde. Wer bisher zuwenig Pferde gesehen hatte, wurde am nächsten Morgen entschädigt, denn das Gestüt beherbergt über 270 Pferde in schönen, luftigen und weitläufigen Stallungen, die durch Reithallen, Vierecke, Fahrturnierplätze etc. großzügig ergänzt werden.
Man führte uns die Deckhengste der hier beheimateten Noniuszucht vor, aber auch einen zum Einkreuzen verwendeten Oldenburger. Das erregte allerdings die berechtigte Entrüstung von Herrn Brabenetz.
Danach wurden uns mehrere „Ungarische Anspannungen“ gezeigt, darunter die für Hortobágy typische mit 7 Pferden, die erforderlich wird, wenn im Herbst die Puszta grundlos wird und die Wagenräder tief einsinken. Schließlich fuhren wir mit vielen Kutschen in die Puszta hinaus, um Herden des ungarischen Graurindes, das am ausladenden Gehörn erkennbar ist, schwarzer Wasserbüffel und gelockter Mangaliza-Schweine zu besuchen. Csikos in ihrer malerischen Tracht führten uns ihr Können vor, wobei das Auf- und Absitzen mit dem leichten, gurtlosen Csikossattel den sportlichen Ehrgeiz mancher Reiseteilnehmer anspornte.
In einem mit Schilf gedeckten Unterstand war ein Imbiss vorbereitet, der mit dem Blick auf die endlos scheinende Puszta mit Ziehbrunnen, Stutenherden, Ochsengespannen, berittenen Hirten zum einmaligen Erlebnis wurde.
Nach der Rückkehr führte die Reise nach Eger (zu deutsch: Erlau), wo das Quartier im Parkhotel vorbereitet war. Der restliche Nachmittag war der Besichtigung der reizvollen Bischofsstadt mit ihrem mächtigen Dom, dem Schloss, in dem jetzt die Universität untergebracht ist, und der pulsierenden Fußgeherzone gewidmet. Eger ist von Hügeln umgeben, auf denen die Reben wachsen, die zum berühmten „Stierblut“, einem kräftigen und gehaltvollen Rotwein, gekeltert werden.
Nach dem Nachtmahl im Parkhotel ist der Tag im geselligen Beisammensein ausgeklungen. Da die Bar um 10.00 Uhr geschlossen hat, gab es am nächsten Morgen klare Köpfe.
Am dritten Tag unserer Reise besuchten wir Szilvásvárad, das traditionelle ungarische Lipizzanergestüt, das in einem ehemaligen Besitz der Grafen Palavicini untergebracht ist. Fohlenführende Mutterstuten, ein reichhaltiger und eindrucksvoller Wagenpark und die Vorführung der Hengste, darunter der bekannte „Incitato“ erwarteten uns in den tadellos instand gehaltenen Gestütsgebäuden. Höhepunkt war auch hier eine Kutschenfahrt zur Stuten- und Fohlenherde, die auf saftig grünen Hügeln ein beschauliches Leben genießt und von einem berittenen Hirten bewacht wird.
Auch hier gibt es einen gepflegten, mit Tribünen und Richterturm ausgestatten Platz für Fahrturniere und Vorführungen. Hier wurde die Weltmeisterschaft im Fahren ausgetragen, an der noch Prinz Philipp, Herzog von Edinborough, aktiv teilgenommen hat. Im Lovas Étterem wurde nochmals gespeist und schließlich die Heimfahrt angetreten.
Aus verkehrstechnischen Gründen fuhren die Autobusse durch Budapest, was Herrn Dr. Kugler wieder Gelegenheit gegeben hat, uns die Geschichte und Entwicklung der Stadt und ihrer Baulichkeiten näher zu bringen.
Um 21.30 Uhr war die Reise beim Bahnhof Wien-Mitte (Landstraße) wieder zu Ende.
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